KELTISCHES Wörterbuch

Mêlon (Tiere)



Die grosse Tiere waren oft mit den Götter und Geister assoziiert, z.B. Eus mit dem Stier, Cernunnos mit dm Hirsch, Artio mit dem Bär und Epona mit dem Pferd. Die Krieger hatten starke Symbole: Aueroche, Bär, Eber, Widder, oder Wolf. Andere Tiere waren entweder Jagdbeute (Elch, Reh, Wildschwein) oder wurden domestiziert (Hund, Kaninchen, Rind, Schaf, Schwein, Ziege). 

Säugetiere:

Aegua, Gabro, Iorcos: Ziege, Hausziege, wilde Ziege (Capra spp.). Vor mindestens 8000 bis 9000 Jahren, möglicherweise früher, begann die Domestikation der Hausziege, die somit zu den ältesten wirtschaftlich genutzten Haustieren zählt. 

Agos: männliches Kalb (Bos taurus).

Alkis, Alco: Elch (Alces alces). Dass Elche seit der Steinzeit von Menschen gejagt werden, schliesst man aus entsprechenden Darstellungen in Höhlenzeichnungen. Die früheste Darstellung eines Elches findet sich im etwa 14.000 Jahre alten Bernsteinelch von Weitsche, die früheste Beschreibung im sechsten Buch Caesars De bello Gallico.

Artos. Braunbär (Ursus arctos). Als eines der größten an Land lebenden Raubtiere der Erde spielt er in zahlreichen Mythen und Sagen eine wichtige Rolle. Die Kelten kannten Bärengottheiten, so Andarta, Artaios und Matunus. Artio aus Muri (Bern) wurde mit einem Bär dargestellt. In Erzählungen wurde er als „König der Tiere“ bezeichnet. Die Bärin symbolisiert aber Mütterlichkeit, Fürsorge und Schutz. Dem Bären wird wegen seines Winterschlafes in dunklen Höhlen und dem Wiederauftauchen im Frühjahr ein zeitweiser Verbleib in der Anderswelt nachgesagt.

Baed, Moccus, Turcos: Wildschwein, Eber (Sus scrofa). Es gehörte zum wichtigsten Jagdwild der Menschen.

Banuos: Kleines Schwein; Matis, Muccus, Succos:: Schweine (Sus scrofa domesticus). In Europa datieren sichere Belege auf 7000 v. Chr. die Domestikation des Wildschweins. Nach den Rindern waren die Schweine die wichtigsten Haustiere der Kelten, sie sollen nach einigen inselkeltischen Sagen aus der andere Welt stammen.

Bavaca: junge Kuh (Bos taurus).

Belego: Marder (Martes spp.). 

Bebros, Bibros: Biber (Castor fiber).

Bison: Wisent (Bos bonasus). Sie tauchen bereits in der jungpaläolithischen Kunst auf und wurden häufig neben Mammuten, Wildpferden und Löwen dargestellt. Wisent gab es noch zur Zeit der Römer in Germanien. 

Bou, Ceva, Damas: Kuh (Bos taurus)

Bous: Rind (Bos taurus). Das Hausrind ist die domestizierte Form des eurasischen Auerochsen..

Brokko, Tascos, Taxos: Dachs (Meles meles)

Bucco: Widder (Ovis). Die Schafböcke sind wehrhafte und kräftige Tiere, und ein Fruchtbarkeitssymbol. Ein Chimere der wahrscheinlich zur Mythologie des Lugus gehörte war die Widderkopfschlange. 

Burdo, Burrus: Maultier, ein Kreuzungsprodukt aus einer Pferdestute mit einem Eselhengst.

Caballa, Cassica, Marca: Stute (Equus caballus)

Caballos, Epos, Epon, Marcos: Pferd, Pferde, Kriegspferd (Stute/Hengst): Hauspferd (Equus caballus). Das Wildpferd, die Stammform des Hauspferdes, wurde wahrscheinlich um 3000 v. Chr. in Zentralasien domestiziert, Oft wird Dereivka in der Ukraine als ältester Beleg für die Pferdedomestikation genannt. Epona war die Beschützerin der Pferde und der Reiter. Dss Pferd war ein Symbol des Lebens. 

Caerac: Schafe (Ovis). Die ersten Hausschafe und -ziegen werden auf etwa 8000 v. Chr. im „Fruchtbaren Halbmond“ datiert.

Caita: schwarzes Schaf. Wenn die Schafe über die Brücke zwischen den Welten liefen wechselten sie die Farbe. 

Camox, Gamux: Gämse (Rupicapra rupicapra). Für den Mensch sind sie Jagdbeute im Hochgebirg.  

Canavo, Canamos, Culenos: junger Hund, Welp.

Canterios: SaumtierAls besonders geeignet haben sich Esel, Maultier und Maulesel erwiesen, die als sehr trittsicher gelten. Diese Eigenschaft ist für den Einsatz in den Alpen sehr wichtig. 

Carmon: Wiesel (Mustela spp.). 

Carvos: Hirsch (Cervus elaphus). Sie flossen in verschiedensten Völkern in die Mythologie und Kultur ein. Schon in paläolithischen Felszeichnungen werden sowohl die Tiere als auch Personen mit Hirschgeweih dargestellt. In der Keltischen Mythologie stellt Cernunnos eine Verkörperung des „Hirschgottes“ dar,

Cattos: Katze (Felis silvestris catus). Die Hauskatz stammt von der Wildkatz (Felis silvestris silvestris) ab. In Europa verbreitete sich die Hauskatz erst mit der Eroberung durch die Römer.  

Cun, Segusius: Hund, Spürhund (Canis lupus). Die ältesten fossilen Belege für die Anpassung des Wolfes an den Menschen stammen aus dem Jungpaläolithikum. Bereits aus der ersten bäuerlichen Kultur Mitteleuropas, der Bandkeramik (seit 5500 v. Chr.), gibt es Hunde in Gräbern und Siedlungen. Smertrios (der Versorger) war oft von einem Hund begleitet. An vielen Ausgrabungsstätten sind Skelette von Hunden gefunden worden, ein Hinweis auf rituelle Opferzeremonien. Hunde gibt es auch in der andere Welt, nur dort haben sie rote Ohren. 

Dubrokuô: Fishotter (lutra lutra). Der Fischotter hatte lange Zeit einen schlechten Ruf. Er galt als Mörder von Lämmern und man behauptete, er würde Jagdhunde unter Wasser ziehen und sie dort ertränken.

Egino: Igel (Erinaceidae). 

Elancia, Elani: Reh (Capreolus capreolus). Es war eine beliebte Jagdwild. Es war ein Tier der Muttergöttin. 

Langa, Rufius: Luchs (Lynx lynx). Luchse spielen verglichen mit Wolf und Bär eine weit geringere Rolle in europäischen Mythen und Märchen. Dies kann als Beleg dafür gewertet werden, dass Menschen mit dem nicht sonderlich scheuen, aber kaum sichtbaren Luchs weit weniger Kontakt hatten als mit den zwei anderen grossen europäischen Beutegreifern. 

Laurix: junges Kaninchen.

Leberis: Kaninchen (Leporidae). Kaninchen waren beliebte Jagdwild. Sie waren das Tier der Dana Abnoba. 

Lopos, Valios: Wolf, Wölfin (Canis lupus). Die Jäger sahen im Wolf einen ihnen ebenbürtigen oder überlegenen Konkurrenten, dessen Ausdauer und Geschick bewundert und begehrt waren. Der Wolf wurde auch als Beschützer oder als übernatürliches Wesen betrachtet und verehrt. Krieger identifizierten sich oft mit dem Wolf.

Lovemos: Rotfuchs (Vulpes vulpes). 

Lucot: Maus (Mus musculus). 

Manduos: kleines Pferd.

Marsuppa: Schweinwal (Phocoena phocoena). 

Martalos: Marder (Mustelidae). 

Mulo: Esel (Equus asinus asinus). Schon vor dem klassischen Altertum gelangten Esel nach Europa. Die Etrusker hatten Hausesel, die vermutlich aus Kleinasien stammen. Nach Griechenland gelangten Hausesel etwa 1000 v. Chr. Nördlich der Alpen kamen Esel erst seit der römischen Zeit vor. 

Ognos: Lamm (Ovis).

Rattus: Ratte (Rattus rattus). Die Verbreitung auf dem afrikanischen und dem europäischen Kontinent aus Asien erfolgte wahrscheinlich mit dem Gewürzhandel über Schiffe der römischen Kaiserzeit. Der älteste Nachweis der Hausratte in Deutschland stammt aus Ladenburg bei Mannheim, aus dem 2. Jahrhundert.

Tarandos: Rentier (Rangifer tarandus). Schon auf Höhlenzeichnungen der Steinzeit findet man häufig Rener dargestellt. Sie waren schon für die Neandertaler eine begehrte Jagdbeute.

Tarvo, Tarvos: Stier (Bos taurus). Er steht er für Zeugungskraft und damit als Zeichen der Fruchtbarkeit. Als Opfertiere waren bei Grabungen ihre Knochen häufig auf Kultplätzen zu finden.

Uerakos: Eichhörnchen (Sciurus vulgaris). Dass es früher auch gegessen wurden, belegen Funde von Überresten in den jungsteinzeitlichen Pfahlbauten der Schweiz.

Upros, Ur, Ûros: Aueroche (Bos primigenius). Er wurde als wichtigstes Jagdwild des Menschen seit jeher mystifiziert. Älteste kulturelle Referenzen der Ure in Europa sind in den Höhlenmalereien etwa in Lascaux oder Chauvet zu finden. Caesar berichtet in De Bello Gallico, dass sich die Germanen grosse Mühe machten, Ure in Gruben zu fangen und zu töten. Junge Männer präsentierten dann die Hörner dem Volk, was ihnen grosse Ehre einbrachte. Ein Wahzeichen der Helvetier, wie auch des Kantons Uri, war ein Stier oder eher ein Aueroche. 

Verver: Frettchen (Mustela putorius furo),

Villos: junges Pferd (Equus caballus).

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(Bilder: Alena, Cräbsbach; Anne und Dorano, Embrach)