UETLIBERG

Ab dem 14. bis 19. Jahrhundert

Jugendtreff

Aktenkundig ist, dass Jugendliche jeweils an Auffahrt sich "uff dem Hütteliberg" die Zeit mit "trincken, spilen, dantzen und anderweg allerlei Lychtfertigkeit" vertrieben. So auch Margaretha und Catherina Müller. Die beiden Schwestern mussten deshalb vor dem sogenannten Stillstand antreten, einer Aufsichtsbehörde unter der Leitung des ortsansässigen Pfarrers. Gemäss Stillstandsprotokoll sollen die beiden im Jahr 1642 an Auffahrt auf dem Uetliberg getanzt haben. Weil beide weinend um Verzeihung baten,"hatt man ihnen verzigen und sie im friden hingelassen", notierte der zuständige Pfarrer. 

Von 1622 bis 1812 gab es auf dem Uetliberg eine Hochwach. 

Die kleine Beiz (1815-1838)

Ab 1815 diente das Häuschen der Hochwacht auf dem Gipfel (Uto Kulm) als einfache Beiz. Der kleine Betrieb genügt den Andrang bei schönen Wetter bald nicht mehr.

Gast- und Kurhaus (1838-1875) - Oberes Bild 

Ein Gast- und Kurhaus im Chaletstil wurde 1838 auf dem Hohenplateau (Aegerten) gebaut. Gäste schleppten sich auf Esel hinauf. Die über Zürich nach den Alpen reisenden Fremden erhielten hier erstmals eine Panoramasicht ihrer Zielregion. Erste archeologische Grabungen und Sondierungen im Bereich des Gipfelplateaus wurden 1836 bis 1839 beim Bau des Gast- und Kurhauses und nochmals 1866 durch Ferdinand Keller vorgenommen. Mauerreste der Steinburg und Ofenkacheln kamen zum Vorschein. 

Grand Hotel Uetliberg (1875-1878) - Unteres Bild

Die Uetlibergbahn-Gesellschaft wurde 1872 gegründet. Ein Jahr später (1873) kaufte der Hotelier Caspar Fürst den Berggasthof. Ein Gräberfeld aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. wurde 1874 beim Bau der Bergstation zerstört. Danach kamen, beispielsweise 1874 beim Bau der Uetlibergbahn und später bei der Verbreiterung des Bahntrassees wiederholt eine Vielzahl von Einzelfunden sowie die Mauerreste und der vorgelagerte Schutzwall der mittelalterlichen Uetliburg zutage. 1875 eröffnete die Uetlibergbahn.

Das bestehende Berghaus wurde 1875 vergrössert und nördlich davon, auf den Aegerten, ein Hotel errichtet. Caspar Fürst eröffnete dort das Grand-Hotel Uetliberg. Die Geschäfte des Grand Hotel liefen allerdings nicht wie geplant. Von finanziellen Nöten getrieben, liess Fürst sein Hotel 1878 abbrennen. Der Plan schien aufzugehen, die Versicherung zahlte. Doch sein Schwiegersohn denunzierte den Hotelier. Fürst musste wegen Brandstiftung ins Gefängnis.

Bilder links:

  • Der Kindlistein am Gratweg unterhalb des Gipfels war früher sehr populär, wie es diese alte Postkarte beweisst,
  • Heutzutage ist es nur noch ein einsamen Brocken Nagelflühe. Zum Trost bekam der Kindlistein 1995 ein Brunnen.
  • Alte Panorama-Postkarte mit dem neuen Hotel Uetliberg, Kurhaus und Ansichtsturm auf dem Gipfel, Pension Uto-Staffel und Annaburg im Hintergrund.
  • Alte Postkarte mit südliche Sicht auf dem Uetliberg, im Vordergrund die ein Bauernhof und (Mitte des Bildes) die Pension Uto-Staffel.
  • Kloster Selnau am Hang des Uetlibergs (1256-1519) auf dem Altarbild von Hans Leu, um 1500 (Wikipedia).
  • Pro Patria Briefmarke "Der Hardegger", Miniatur aus dem Codex Manesse (14. Jh.) (Wikipedia). 



Hotel Uetliberg (1879-1943) - Obere Postkarte

Auf der Aegerten wurde im Sommer 1879 für die Hypothekarbank in Basel als neue Besitzerin ein Restaurant in veränderter Gestallt auf den Fundamenten des abgebrannten Gebäudes gebaut. Nach zweimaligem Besitzerwechsel erwarb 1897 die Uetlibergbahn-Gesellschaft alle Kulm-Liegenschaften. 1927 wurde die Liegenschaft von der Stadt Zürich übernommen und in der Folge eine Freiluftschule darin eingerichtet. Im Jahr 1935 erwarben die Brüder Niedermann, beide Grossmetzger in Zürich, das Hotel. Als Baufälligkeit festgestellt worden war, erfolgte 1943 der Abbruch. Mit den anfallenden 800 bis 900 Ster Brennholz wurden im darauffolgenden Kriegswinter städtische Schulhäuser geheizt. 1953 wurde auf der Aegerten ein 75 Meter hohe Fernsehsendeturm erbaut. 1968 wurde durch ein 132 Meter hoher Turm ersetzt.

Annaburg (1876-1988) - Untere Postkarte

Längs der Gratstrasse sollte ein Quartier von Sommerhäuschen für wohlhabende Städter entstehen. Die Annaburg war eine davon. Erbaut worden war das Haus 1876, von einem Wiediker Arzt für seine lungenkranke Frau. Dem einstigen Holzchalet wurde ein Hoteltrakt angehängt und eine grosse Restaurantterrasse vorangestellt. Ein neckisches Türmchen, das sich allerdings nicht lange halten konnte, vervollständigte das Bild. Ab 1896 wurde die Annaburg ein sehr beliebtes Ausflugslokal – mit einem originellen Wirt und einem noch originelleren Vogel, einem Beo, der angeblich den zahlreichen Gästen immer wieder den Marsch blies und auch sonst den Schnabel nicht halten konnte. Beim Kindlistein, einem malerischen Wald- und Felsrevier mit Nagelfluhblöcken, entstand ein Hirschpark, und die Felsen wurden durch hölzerne Steg- und Brückenkonstruktionen erschlossen.

Mädikon (vor 1322-...)

Die Alamannen hatten ein Hof am Albisgrat im Süden des Uetliberg gegründet. Es war der Hof des Mato (Mädikon). Wahrscheinlich waren dort Rinder und Pferde gezüchtet worden. Im Jahr 1322 wurde es vom Kloster Seldow (Selnau) erworben. Das Zisterzienserinnen-Kloster Selnau wurde 1256 von eine Schwestern-gemeinschaft aus Neuenkirch gegründet und im Zuge der Reformation 1525 aufgelöst (Bild links unten). Adelheid von Küssnacht stiftete damals ein Gut in Selnau. Neuenkirch und Küssnacht am Rigi gehörten zu Luzern. Es waren keltische Gebiete (Küssnacht bedeutete „das Landgut des Cossinus“). Eine Urkunde aus dem 15 Jh. bezeugt (1447), dass die Äbtissin des Klosters Selnau Mädikon an einem Burger von Zürich verliehen hatte. Später gab es eine Gemeinde Baldern-Mädikon-Uetliberg. Mädikon hatte vier Wohnhäuser. Ab 1924 gehört es wie der Gipfel des Uetlibergs und Sellenbüren zur Gemeinde Stallikon. 

Burg Manegg (vor 1303 bis 1409)

Die Burg Manegg war eine Höhenburg des 14. Jh. auf einer Seitenrippe des Albisgrates oberhalb von Leimbach, Heute bleibt davon nichts mehr übrig (Bild linjks- im Herbst). Sie war Stammsitz des Rittergeschlechts Manesse. Diese sind hauptsächlich durch die Manessische Lieder bekannt. Ab 1400 gehört es dem Kloster Selnau, brannte aber 1409 ab. Miniaturen aus dem Codex Manesse zierten Briefmarkenserien von Österreich (1958), des Fürstentums Liechtenstein (1961–1963 und 1970), von Deutschland (1970), sowie der Schweiz (Pro Patria 1988, Bild linkls). Im Hochmittelalter griffen fahrende Sänger - in der Provence die Troubadours, in Nordfrankreich die Trouveres, in Deutschland und der Schweiz die Minnesänger - keltische Sagen- und Mythenstoffe auf und transferierten die Themen in ihre Welt. 

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(Bild oben links: Anne, Anja und Laura tanzend auf der Aegerten)