HELVETICum 

Die helvetische-römische Bevölkerung

Helveticum

Die angebliche Fehde von Iulius Cesar mit Divico und den Helvetier war Teil seine Kriegspropaganda. Die Helvetier wurden in der Schlacht bei Bibracte im 1. Jh. vor Chr. geschlagen und wieder nach Hause geschickt. Die militärisch geschwächten Helvetier willigten in ein für sie gar nicht so ungünstiges Bündnis (foedus) mit den Römern ein, die zur Absicherung des Landes vor einem möglichen Einfall der Germanen Militärkolonien gründeten. Archäologische Funde zeigen, dass es nach der Zeit Caesars zu einer regelrechten Nachblüte der keltischen Kultur in Helvetien kam. Beide Umstände, foedus und kulturelle Blüte, sind Hinweise darauf, dass weder das Stammesleben noch die Bevölkerungszahl so drastisch reduziert wurde, wie Caesars Bericht vermuten lässt.

Der grösste Teil der heutigen Schweiz war während der Kaiserzeit der römischen Provinz Germania superior zugeteilt. Seit 17 n. Chr. wurde der südliche Heeresabschnitt der Rheingrenze durch das Legionslager Vindonissa (Windisch AG) im Kanton Aargau verteidigt, das auch ein wichtiger Strassenknotenpunkt wurde. Zentren der römischen Schweiz waren die alte helvetische Hauptstadt Aventicum (Avenches) sowie die römischen Kolonien Julia Equestris (Nyon), Augusta Raurica und Forum Claudii Vallensium (Martigny).

Der wirtschaftlichen und kulturelle Aufschwung im Helveticum hielt bis 260 n. Chr. an. Die Akkulturation zwischen der keltischen Tradition und den neuen mediterranen Einflüssen erfolgte konfliktfrei. Badeanlagen wurden in den Vici (grosse Dörfern und Städten) errichtete. Die grössere keltische Siedlungen wurden zu römische Städte: Aquae Helveticae (Baden AG), Brenodor (Bern-Engehalbinsel), Lousonna (Lausanne), Turicum (Zürich) und Vitudurum (Winterthur).

Religion

Das Druidentum wurde aus politische Gründe verboten. Es war die Zeit der vielen kleine Skulpturen von Götter in Menschengestalt. Die Einte werden von den Römer übernommen, die Andere sind keltische Gottheiten die romanisiert wurden. Der Merkur aus Bronze stellte oft Lugus dar (siehe Briefmarke links). Keltische Götter z.B. Taranis werden ab dann anthropomorphisch dargestellt. Zudem werden historische oder legendäre Persönlichkeiten vergöttert, als Erste die römische Kaiser, aber auch lokale Charakter wie Artio, Caturix oder Aventia.  

Münzen links:

  • Der Avers (Silbermünze)  zeigt das Brustbild von Kaiser Maximinus I. Thrax. Auf dem Revers befindet sich Salus als Personifikation des Wohlergehens. Salus sitzt nach links und füttert eine Schlange. Solche Münzen wurden beim römischen Gutshof in Uitikon gefunden (3. Jh.).
  • Alamannen hatten keine eigene Münzen; sie benützten die alte römische Münzen, z.B. der Avers (Goldmünze) des Weströmischen Reiches mit Bild des Kaiser Honorius mit Perlendiadem. Auf dem Revers befindet sich eine nach rechts stehende Person. In seiner rechten Hand hält sie eine Standarte und in der linken Hand die Göttin Viktoria (4 Jh.).

Briefmarken links:

  • Schweiz, 2000 Jahre Nyon (Julia Equestris)
  • Schweiz, 2000 Jahre Windisch (Vindonissa)
  • Schweiz, 2000 Jahre römisch Chur (Curia)
  • Deutschland, römische Befestigung der Lime.
  • Schweiz, 2000 Jahre Martigny (Octodurus)
  • Schweiz, schwarze Madonna, Kloster Einsiedeln. 
  • Schweiz, Gallus, Glaubensbote.
  • Deutschland, Klosterinsel Reichenau.



Gutshöfen

Von einer flächendeckenden Besiedelung durch die Römer konnte nicht die Rede sein, vielmehr handelt es sich um Stützpunkte des Militärs und allenfalls für den Handel. Dazu kamen immerhin mehrere hundert verstreute Gutshöfe bzw. Landsitze (Villae rusticae),die meistens von pensionierten Soldaten und Offizieren bewirtschaftet wurden oder als Zweitwohnsitz für reiche Stadtbewohner dienten (Bilder unten).

Um den von etwa 250 bis 350 Menschen bewohnten Vici gruppierte sich eine Reihe von Gutshöfen (Villae rusticae); archäologisch nachgewiesen in Albisrieden (Hochfeld/Galgenacker), Altstetten (Loogarten), Oerlikon (Irchel), Uitikon (Urdorferstrasse), Wipkingen (Waidstrasse) und Wollishofen (Gässli/Seestrasse).

Befestigungen

Im 3. Jh. wurde durch Kaiser Diokletian die Nordschweiz der neuen Provinz Maxima Sequanorum zugeteilt und entlang des Rheins eine dichte Kette von befestigten Städten, Kastellen und Wachtürmen angelegt (Briefmarke links). Ein Wachturm mit Refugium am höchsten Punkt des Uetlibergs hat bis zum Vordringen der Alamannen eine strategische Bedeutung.

Die Märtyrer

Bald brachten römische Soldaten und Kaufleute das Christentum in die Schweiz, auch nach Zürich. Zuerst wurden die Christen verfolgt, wie es die Geschichte der Thebaische Legion in Martigny (Octodurus, siehe Briefmarke links) und von Verena in Zurzach, sowie Felix und Regula in Zürich, illustrieren. Dies nahm erst ein Ende als 313 Kaiser Konstantin das Christentum als Staatsreligion erklärte. 

Schwarze Madonna

Die letzte Druiden, die noch im Untergrund praktizierten, traten dem Marienkult bei. Es wird spekuliert, dass dies die Verbreitung der "schwarze" Madonna erklärt. Sie wurde Anu, die keltische Göttin darstellen. In der Schweiz, die bekannteste ist "Unsere liebe Frau vom finstern Wald" des Klosters Einsiedeln (siehe Briefmarke / Block link, 15 Jh.). 

Die Völkerwanderung

Nach dem Einfall der Goten ins Weströmische Reich wurden im Jahr 401 alle römischen Truppen zum Schutz Italiens aus den Gebieten nördlich der Alpen zurückgezogen. Das helvetische Land lag ein Jahrhundert sich selber überlassen. Langsam wanderten die Alamannen ein. Mitte des 6. Jh. erreichten sie die Region Zürich. Sie mieden die alte Orte, in denen die helvetische-römische Bevölkerung lebte. Lange Zeit wohnten die beiden Völker nebeneinander. 

Die Glaubensboten

Als kurz darauf die ersten irischen Glaubensboten Columban und Gallus in die Schweiz kamen (Briefmarke links), fanden sie zwar einige Christen in den ehemaligen römischen Siedlungen und in den damaligen Bischofssitzen in Basel, Genf, Sion, Martigny und Chur. Aber der Grossteil der Bevölkerung glaubte an den keltisch-germanischen Taranis / Wotan oder besuchte gallo-römische Tempel in den Städten, in welche sie Merkur / Lugus verheerten. Gallus sorgte dafür, dass Bildung, landwirtschaftliches Wissen, Versorgung der Armen und das Evangelium langsam die Herzen der Kelten und Alemannen im Helveticum erreichten, und so ihnen ein besseres Leben bescherte. 

Die Klöster Sankt-Gallen und Reichenau wurden damals gegründet. Drei Jahrhunderte später standen überall in der Schweiz christliche Kirchen. Die Kelten und Alemannen in der spätere Schweiz mussten nicht wie die Saxen von Karl der Grosse mit dem Schwert konvertiert werden. 

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(Bilder: oben links, Julia im Kleid eine keltische Adlige; oben rechts, Leona als die gefallene Helvetia; Mitte, Alena als helvetische Bauerin, mit gallischen Hahn und Rind)